07.03.2019

Großer Saal im SAALBAU Gallus heißt jetzt „Fritz-Bauer-Saal“

Dass im damals eigens dafür umgebauten großen Saal im Haus Gallus in der Frankenallee 111 vom 3. April 1964 bis zum 20. August 1965 der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess stattfand, war maßgeblich der Verdienst des damaligen hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer (1903 - 1968). Hartnäckig und gegen starke Widerstände hatte sich der Jurist für die Aufarbeitung der deutschen NS-Verbrechen eingesetzt.

Im heutigen SAALBAU Gallus erinnern bereits die Stele vor dem Gebäude, die Dauerausstellung im Souterrain sowie eine Gedenktafel an Fritz Bauer und den historischen Auschwitz-Prozess. Dieses Gedenken rundet die ABG FRANKFURT HOLDING jetzt mit der Benennung des Großen Saals in „Fritz-Bauer-Saal" ab. Im Rahmen einer Feierstunde enthüllten der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann und ABG Geschäftsführer Frank Junker am Donnerstag (07.03.2019) den Schriftzug am Eingang zum großen Saal.
„Wir würdigen heute mit Fritz Bauer einen großen Juristen, der gegen viele Widerstände durchgesetzt hat, dass an diesem Ort die Täter von Auschwitz für ihre Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus erstmals zur Rechenschaft gezogen wurden", sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Enthüllung. „Der Name Fritz Bauers ist untrennbar mit der Aufarbeitung des Holocausts und der deutschen NS-Vergangenheit verknüpft, daran wollen wir hier dauerhaft erinnern", so der Oberbürgermeister weiter.

„Die ABG FRANKFURT HOLDING hat die Erinnerung an Fritz Bauer und den historischen Prozess, der vor 55 Jahren hier im Haus Gallus stattfand, immer in Ehren gehalten. Deshalb haben wir die Anregung, dieses Gedenken durch die Benennung des großen Saals in ‚Fritz-Bauer-Saal' abzurunden sehr gerne aufgenommen", sagte Frank Junker der Geschäftsführer der ABG FRANKFURT HOLDING. Der Frankfurter Architekt Danny Alexander Lettkemann hatte im Juli 2018, im Zuge des Gedenkens an den 50. Todestag des Juristen, mit einem Post in einem sozialen Netzwerk die Benennung des Saals angeregt.

Im nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz wurden von 1940 - 1945 über eine Million Menschen auf grausamste Art ermordet. Im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess waren 21 SS-Männer und ein Funktionshäftling für ihre Taten angeklagt. Im Verlauf der Verhandlung sagten 360 Zeugen aus. Davon waren 211 Überlebende aus Auschwitz, die zum Teil erstmalig über ihre grauenhaften Erlebnisse berichteten und dem Gericht und der deutschen Öffentlichkeit die Vernichtungsmaschinerie von Auschwitz vor Augen führten.


Über Fritz Bauer
Fritz Bauer war als hessischer Generalstaatsanwalt verantwortlich dafür, dass der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess stattfand. Mit diesem Prozess gewann die Auseinandersetzung mit dem Holocaust in der Bundesrepublik Deutschland erstmals eine öffentliche Dimension.
Fritz Bauer wurde am 16. Juli 1903 in Stuttgart als Kind einer deutsch-jüdischen Familie geboren und studierte in München und Tübingen Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft. 1927 promovierte er in Heidelberg und wurde 1930 am Stuttgarter Amtsgericht der jüngste Hilfsrichter in Deutschland. 1933 musste Fritz Bauer sein Amt als Richter niederlegen und wurde für einige Monate im KZ Heuberg inhaftiert. 1936 emigrierte er nach Dänemark, wo er nach der deutschen Besetzung verhaftet wurde, aber dank Interventionen dänischer Freunde wieder frei kam. Im Oktober 1943, als die Deportation der dänischen Juden begann, gelang Bauer mit seiner Familie, wie auch 7.000 anderen Juden, mit dänischer Hilfe die Flucht nach Schweden.
Nach der Befreiung kehrte Fritz Bauer 1945 nach Dänemark zurück und lebte bis 1949 in Kopenhagen. 1949 remigrierte er mit Unterstützung des SPD-Politikers Kurt Schumachers in die Bundesrepublik nach Deutschland. Ein Jahr später wurde er zum Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht in Braunschweig ernannt.
1956 wurde Bauer hessischer Generalstaatsanwalt in Frankfurt am Main. Er war einer der bedeutendsten Vorkämpfer für Strafrechts- und Strafvollzugsreformen, für Resozialisierung und für eine gesellschaftliche Verantwortung des Justizwesens beim Wiederaufbau einer demokratischen Gesellschaft.

Fritz Bauer gab dem israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad den entscheidenden Hinweis auf den Aufenthaltsort von Adolf Eichmann in Argentinien. Bauer hatte befürchtet, die deutsche Justiz könnte sich vor einem Auslieferungsverfahren drücken, oder Eichmann würde durch mit ihm sympatisierende Mitarbeiter der Justizbehörden gewarnt werden. Deshalb wandte sich Bauer unter Umgehung des Dienstweges direkt an die israelischen Behörden. Aufgrund des Hinweises konnte Eichmann 1960 in Argentinien gefasst und nach Israel gebracht werden.
Fritz Bauer starb in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1968 in seiner Wohnung in Frankfurt am Main.


Weitere Informationen

https://www.fritz-bauer-institut.de

http://www.auschwitz-prozess-frankfurt.de

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